Name und Ursprung der «Schützengesellschaft der Stadt Zürich»

Die Urspünge der «Schützengesellschaft der Stadt Zürich», der ältesten noch aktiven Sportgesellschaft der Stadt Zürich, liegen weit in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Damals wurden die Büchsenschützen unter obrigkeitlicher Aufsicht zu einer Gesellschaft zusammengefasst. Die «Büchsenschützen», die damals im Schlachtgeschehen eine immer grössere Bedeutung erhielten, wurden von der damaligen Stadtregierung in grossem Umfang unterstützt. Die Büchsenschützen führten auf dem «am Platz» genannten Gelände, unterhalb der Stadtmauern, ihre regelmässigen Schiessübungen durch. Die an der Büchse ausgebildeten Bürger der Stadt Zürich waren verpflichtet, bei kriegerischen Auseinandersetzungen oder bei einer Belagerung der Stadt ihre Schiessfähigkeiten dem Gemeinwohl und der Standespolitik der Stadt Zürich zur Verfügung zu stellen. Bei Kriegen oder Belagerungen der Stadt Zürich wurden die Büchsenschützen zu Kriegdiensten einberufen. So nahmen z.B. am alten Zürichkrieg nachweislich mindestens 45 Büchsenschützen teil.

Das Übungsgelände «am Platz» wurde namensgebend für die Büchsenschützen die sich ab dem 15. Jahrhundert «Büchsenschützen am Platz» nannten. Büchsen-Schiessübungen auf dem Gelände sind seit 1441 urkundlich nachweisbar. Für mehr als 400 Jahre blieb dieses Gelände Übungsgelände. Das dazugehörige «Schützenhaus» war der repräsentative Mittelpunkt des Gesellschaftslebens der Büchsenschützen. Mit dem Bau des Hauptbahnhofs in Zürich mussten die «Büchsenschützen am Platz» ihren «Platz» räumen.

Die älteste schriftliche Kunde, welche das Bestehen unserer Gesellschaft belegt, ist eine Einladung der «Schützen am Platz» an die «Schiessgesellen zu Luzern» vom 16. August 1472 zu einem Büchsenschützenfest in Zürich. Einen weiteren Markstein für unsere Gesellschaft, und auch für die Entwicklung des Schiesswesens überhaupt, bildet das Jahr 1504. Damals wurde im Auftrage der Zürcher Regierung auf dem Gelände «am Platz» das allererste internationale Armbrust- und Büchsenschiessen durchgeführt. Die 614 gedruckten Einladungen wurden an die Miteidgenossen aber auch nach den Niederlanden, nach Rom, ins Rheinland und an die Süddeutschen Stüdte geschickt. 451 Schützen folgten der Einladung, einer kam sogar aus Rom.

Das Gesellschafthaus am Platz wurde wiederholt umgebaut, oder neu errichtet um den jeweiligen Anforderungen der Zeit zu genügen. Insgesamt lösten sich drei «Schützenhäuser» ab, die man im Laufe der Zeit immer schöner ausstattete. So wurden die Schützenhäuser schon damals mit wunderbaren Glasscheiben versehen und verziert, die, als wertvolle Preise oder Geschenke, begehrte Lichtspender und Farbtupfer in den Fenster waren. Diese Tradition der Glasscheiben als Schützentrophäe und als Andenken und Schmuck, ist eine ureigene schweizerische Besonderheit, die noch heute gepflegt wird. Noch heute sind an vielen Schützenfesten Glasscheiben zu gewinnen die in moderner Form in der Tradition der mittelalterlichen Glasscheiben stehen. Der Bau des Bahnhofs verdrängte dann unsere Gesellschaft vom alten, liebgewordenen «Platz», im Jahre 1849 erfolgte die Übersiedlung ins idyllische Sihlhölzli. Zugleich wurde nun auch der Name geändert in «Schützengesellschaft der Stadt Zürich». Die Ausdehnung der Stadt einerseits und die Entwicklung der immer weiter reichenden Feuerwaffen andererseits verunmöglichte aber der Gesellschaft schon nach fünfzig Jahren das Weiterschiessen im Sihlhölzli.

Aus diesen Erfahrungen klug geworden, entschloss man sich baulich und gesellschaftlich zu einer kühnen Tat. Die beiden grössten Schützengesellschaften Zürichs, «Die Schützengesellschaft der Stadt Zürich« und die «Gesellschaft Willhelm Tell» schlossen sich unter Beibehaltung des Namen der weit älteren "Schützengesellschaft der Stadt Zürich" zu einer Gesellschaft zusammen. Diese zog nun 1898 an den Fuss des Uetlibergs, um in Verbindung mit dem Militärschiessplatz im Albisgütli die grossangelegte neue Schiessstätte zu beziehen. Das Albisgütli ist heute der letzte grosse erhaltene Gesamtkomplex der schweizerischen Festkultur und Festarchitektur des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Eine wichtige Aufgabe der Schützengesellschaft der Stadt Zürich ist heute der Unterhalt und die Pflege dieses einmaligen Ensembles das aus Festhalle, Gastwirtschaft, Aussichtsturm und weiteren Saalbauten besteht.

1963 wurde auf das Eidgenössische Schützenfest hin der alte Schiessstand abgebrochen; er wich einer neuen, modernen Anlage für alle modernen Schiessdisziplinen. Diese Anlage wird laufend erneuert und bildet das heutige Übungsgelände der Schützengesellschaft der Stadt Zürich. Der alljährliche Höhepunkt im Albisgütli ist das «Knabenschiessen», das seit über 100 Jahren von der Schützengesellschaft der Stadt Zürich durchgeführt wird. Dabei wird unter Mädchen und Knaben der Stadt und des Kanton Zürich der Schützenkönig, bzw. die Schützenkönigin ermittelt und beim Abschlussbankett gekrönt und würdig gefeiert. Das Knabenschiessen ist aber auch der wichtigste interne Gesellschaftsanlass, denn kein anderer Anlass führt so viele Gesellschafter und ihre Angehörigen ins Albisgütli wie das schönste Zürcher Herbstfest. Ob als Mitarbeiter oder Festbesucher, an diesem Wochenende sind die Stadtschützen auf ihrem «Platz», dem Albisgütli, vereint.